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Letter from the CIO - Dezember 2024

2024: Ein Übergangsjahr zwischen Turbulenzen und Stabilisierung.

  • Der Sieg Trumps belebt die US-Märkte, bremst Europa und die Schwellenländer und wirbelt einige Schlüsselsektoren durcheinander.
  • Rückblick auf 2024: Kontrollierte Inflation, geldpolitische Lockerung und ein überraschend robustes Wachstum.
  • Herausforderungen 2025: US-Verlangsamung, Handelsspannungen, europäische Unsicherheiten und Anpassungen an den Börsen werden ein Schlüsseljahr für die Anleger markieren.

Einer der Höhepunkte des Jahres 2024 war zweifellos Donald Trumps erdrutschartiger Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen im November. Mit diesem Sieg kehrte der ehemalige Präsident nicht nur ins Weiße Haus zurück, sondern seine Republikanische Partei übernahm auch die Kontrolle über das Repräsentantenhaus und den Senat und festigte damit die legislative Macht. Obwohl es noch zu früh ist, um genau vorherzusagen, welche Politik seine zweite Amtszeit prägen wird, beruhen die ersten Ernennungen für seine künftige Regierung auf zwei Hauptkriterien: Loyalität und Bruch mit der vorherigen Regierung. Es ist daher zu erwarten, dass seine bisherige Politik, die auf Protektionismus, Deregulierung, einer geringeren Rolle des Staates und einer strengeren Einwanderungspolitik beruht, fortgesetzt, wenn nicht gar intensiviert wird. Wie üblich waren die Märkte schnell, die Auswirkungen von Trumps Manifest auf verschiedene Anlageklassen, Regionen und Sektoren zu antizipieren. Es überrascht nicht, dass der US-Markt positiv auf Trumps Wahlsieg reagierte. Die Aktienindizes stiegen im November aufgrund des Slogans „America First“ stark an. Der S&P 500 Index stieg im Laufe des Monats um 5,7 %. Im gleichen Zeitraum stiegen die Aktien klein- und mittler kapitalisierten Unternehmen in den USA um fast 11 % (Russell 2000). Die Märkte wurden auch durch Trumps protektionistische Rhetorik und die Ernennung von Scott Bessent zum Finanzminister begünstigt, was zu einer Entspannung der Renditekurve der US-Staatsanleihen beitrug. Aus der Sicht der Sektoren schnitten Finanzwerte, zyklische Konsumgüter und Energie am besten ab. Der Sektor mit der schlechtesten Performance war dagegen der Pharmasektor.

Die Ernennung von Robert Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister, der Impfstoffe für gefährlich hält und die Preise für teure Medikamente deckeln will, ließ die Aktien der Pharmagiganten abstürzen. In Europa belastete die Drohung mit neuen Zöllen die Entwicklung der wichtigsten europäischen Indizes. Der Stoxx-600-Index beendete den Monat leicht im Plus (+1 %), mit einem Deutschen Aktienindex (DAX), der um 2,8% fester schloss. Angesichts der politischen Verwirrung über die heikle Frage des Staatshaushaltes schloss der französische Leitindex CAC 40 mit einem Minus von 1.5% tiefer. Auch die Schwellenländermärkte litten unter den Auswirkungen der US-Wahlen. Die Aufwertung des Dollars und die Androhung neuer Importzölle wirkten sich negativ auf den MSCI Emerging Marktes Index aus, der um 3,6 % nachgab. Auch auf dem Anleihemarkt löste die Wahl eine erhebliche Volatilität aus, insbesondere am langen Ende der Renditekurve für Staatsanleihen. In der zweiten Monatshälfte begann sich der Markt jedoch zu stabilisieren, unterstützt durch den Wegfall der Wahlungewissheit und durch Inflations- und Wachstumsdaten, die den Erwartungen entsprachen. Die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen kehrten wieder auf ihr Niveau von Mitte Oktober (4,20 %) zurück. In Europa war das Schlüsselereignis der Renditeaufschlag für 10-jährige französische Anleihen, der am Ende des Monats auf dem gleichen Niveau lag wie der für Griechenland!

Unter den Rohstoffen reagierten die Edelmetalle am stärksten auf das Wahlergebnis. Nachdem sie in letzter Zeit Höchststände erreicht hatten, schien die Ankunft von Donald Trump als Präsident einen Großteil der wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheit zu beseitigen. Das Interesse an Gold als sicherem Hafen ließ vorübergehend nach, und der Preis für eine Unze Gold fiel im Laufe des Monats um 3,7 %. Auch Silber litt darunter und fiel um mehr als 6 %. An den Devisenmärkten schließlich war der Dollar der große Gewinner der Wahlen. Die Erwartung eines stärkeren Wachstums und einer höheren Inflation sowie die Erwartung von hohen Zinsen für länger ließen den Dollar gegenüber seinen wichtigsten Gegenwährungen steigen, wobei der DXY-Index im Monatsverlauf um 1,7 % zulegte.

2024: eine Zeit der Normalisierung

Machen wir uns nichts vor: Die letzten Jahre waren eine besondere Herausforderung für die Weltwirtschaft, die mit tiefgreifenden Störungen und unnatürlichen Ereignissen konfrontiert war. Zunächst hat die Covid19-Pandemie das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor radikal erschüttert, Lieferketten unterbrochen und den Arbeitsmarkt destabilisiert. Angesichts dieser beispiellosen Gesundheitskrise sahen sich die Regierungen gezwungen, die Wirtschaft mit massiven Finanzspritzen zu versorgen, um eine größere Katastrophe abzuwenden. Dann kam der Krieg in der Ukraine, ein weiterer Instabilitätsfaktor, der einen Zyklus der Hyperinflation auslöste, der vor allem auf den Anstieg der Energiepreise zurückzuführen war. Ein zusätzlicher Faktor war der Berg von Liquidität, welcher dem System in den vorangegangenen Monaten und Jahren zugeführt wurde.

Angesichts dieser Inflation mussten die Zentralbanken aggressiv reagieren und die Zinssätze auf ein Niveau anheben, das seit über vierzig Jahren nicht mehr erreicht wurde, um die schädlichen Auswirkungen der Inflation auf Wachstum, Konsum und Beschäftigung einzudämmen. Trotz dieses Gegenwinds vergangener Jahre, war das Jahr 2024, das sich nun dem Ende zuneigt, in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch in Bezug auf die Marktentwicklung. Trotz aller Turbulenzen ist die wirtschaftliche Landung vor dem Hintergrund einer extrem straffen Geldpolitik erstaunlich glatt verlaufen. Das reale Wachstum der US-Wirtschaft liegt weiterhin über dem historischen Durchschnitt, während die US-Notenbank nach einem deutlichen Rückgang der Inflation die Geldpolitik zu lockern begonnen hat. Auch Europa ist es gelungen, trotz der tiefgreifenden wirtschaftlichen, politischen und strukturellen Herausforderungen, mit denen Deutschland und Frankreich konfrontiert sind, eine bedeutende Rezession zu vermeiden. Auch der Kampf gegen die Inflation scheint auf dem alten Kontinent gewonnen zu sein, so dass die Europäische Zentralbank ihr Programm zur Lockerung der Geldpolitik einige Monate vor der US-Notenbank starten konnte. Die Schweiz ihrerseits war ein guter Schüler, mit einer kontrollierten Inflation (dank des Schweizer Frankens) und einem nachhaltigen Wachstum. Und zur Überraschung aller hat die Schweizer Zentralbank als erste ihre Leitzinsen gesenkt, 6 Monate vor der US-Zentralbank! Wir können also das Jahr 2024 als ein Übergangsjahr bezeichnen, in dem die verschiedenen Zyklen, sowohl die wirtschaftlichen als auch die monetären, nach mehreren Jahren der Turbulenzen zu einem normaleren Rhythmus zurückkehren werden.

Quelle: Bloomberg / Banque Heritage

Wie sieht es 2025 aus?

Die Herausforderungen für das kommende Jahr sind gewaltig. Die US-Wirtschaft verlangsamt sich und wird eine Phase der geldpolitischen Lockerung durchlaufen müssen, während in Washington ein wichtiger Richtungswechsel ansteht. Während der Konsum der privaten Haushalte der wichtigste Wachstumsmotor war, könnten sinkende Ersparnisse und eine hohe Verschuldung die Aussichten trüben, wenn das Reallohnwachstum nicht anhält.

Quelle: Bloomberg / Banque Heritage

In Europa bleibt die Situation besorgniserregend, da Frankreich und Deutschland eher Zuschauer als Entscheidungsträger sind. Das Wachstum in Europa wird von der fortgesetzten Desinflation, dem Tempo der geldpolitischen Lockerung durch die EZB und einer allmählichen Erholung der Verbraucherausgaben abhängen. Der alte Kontinent wird sich auch mit den Folgen der US-Entscheidungen über Strafzölle auseinandersetzen müssen, die seine Handelsbilanz beeinträchtigen könnten. China hat unterdessen mit einer Wachstumsverlangsamung zu kämpfen und dürfte seine Wirtschaft weiter ankurbeln, wird aber zweifellos die Auswirkungen von Trumps Handelspolitik zu spüren bekommen. Schließlich wird die künftige Performance angesichts der hohen Bewertungen an einigen Aktienmärkten von der Fähigkeit der Unternehmen abhängen, ihre Gewinne zu steigern. Die Anleger werden daher ihre Portfolios entsprechend anpassen müssen, während sie durch eine möglicherweise „normalere“ wirtschaftliche, aber auch unsichere politische Phase navigieren!

Ich wünsche Ihnen frohe Festtage und freue mich darauf, Sie Anfang nächsten Jahres wiederzusehen, um Ihnen unseren vollständigen Ausblick für 2025 zu präsentieren!


Finden Sie den Brief des CIO im PDF-Format: CIO Letter - Dezember 2024

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