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Letter from the CIO - Februar 2025
Trotz einiger Unsicherheiten bleibt die US-Wirtschaft mit einem Wachstum von 2,8 % im Jahr 2024 solide.
Das Jahr hat trotz zahlreicher wirtschaftlicher, politischer und geopolitischer Unwägbarkeiten mit einem Paukenschlag begonnen. Während der Optimismus im Zusammenhang mit der Amtseinführung von Donald Trump den Markt weiterhin stützt, zeigte die US-Wirtschaft im Januar auch Anzeichen der Normalisierung. Tatsächlich verlangsamte sich das US-Wachstum im letzten Quartal 2024 und lag bei 2,3 %, während der Konsens bei 2,6 % lag. Für das gesamte Jahr 2024 wird die US-Wirtschaft jedoch ein solides Wachstum von 2,8 % verzeichnen. Gleichzeitig ist der Arbeitsmarkt nach wie vor robust, die Verbraucherausgaben bleiben hoch und die Stimmung in der Wirtschaft verbessert sich weiter. Diese Daten reichten der Federal Reserve um auf ihrer ersten Sitzung des Jahres einstimmig zu beschließen, die Zinssätze in einer Spanne von 4,25 % bis 4,50 % zu belassen. Die Wirtschaftskraft ist solide, und der Inflationsdruck bleibt bestehen was somit eine massvolle und vorsichtige Methodik der FED rechtfertigt. Diese Entscheidung zog sofort den Zorn von Präsident Donald Trump auf sich, der eine „sofortige“ Senkung der Zinssätze forderte. Der Markt betrachtete die Ankündigung jedoch als positive Entwicklung, und seine Reaktion spiegelte diese Stimmung wider. Darüber hinaus wurde die Ankündigung des Stargate-Projekts in den USA, eines massiven Investitionsprogramms in Höhe von fast 500 Mrd. USD in die künstliche Intelligenz, von den Anlegern begrüßt, was den Optimismus an der Wirtschaftsfront weiter steigerte.
In den USA schloss der S&P 500 den Monat mit einem Plus von 2,7 %, während der Dow Jones Industrials mit einem Anstieg von 4,8 % noch besser abschnitt. Der Nasdaq schnitt im Januar trotz der Ankündigung des Stargate-Projekts jedoch schlechter ab. Der Markteintritt von Deepseek, einem chinesischen Start-up-Unternehmen, das knapp 5 Millionen Dollar benötigte, um einen KI-Chatbot zu entwickeln, der in direkter Konkurrenz zu den Modellen großer westlicher Tech-Unternehmen steht, ließ die Tech-Giganten im Silicon Valley erschaudern. Infolgedessen schloss der Nasdaq mit einem bescheidenen Plus von 1,6 %.
Quelle: Bloomberg/Heritage
Ein weiteres bemerkenswertes Ereignis in diesem Monat war die Outperformance der europäischen Aktienmärkte, die in den ersten sechs Wochen des Jahres 2025 im Vergleich zur Wall Street die beste Performance seit einem Jahrzehnt erzielten. Der Eurostoxx 50-Index schloss im Januar mit einem kräftigen Plus von 8,1 %, angetrieben von einem starken DAX mit einem Plus von 9,1 %. Auch der Schweizer Markt, der durch den SMI repräsentiert wird, zeigte nach Jahren der Underperformance eine bemerkenswerte Erholung. Der SMI schloss mit einem Plus von 8,6 %, unterstützt von Richemont (+28 %) und Logitech (+21 %). Die Schwellenländermärkte schliesslich hinkten hinterher und wurden durch die schlechte Performance des chinesischen Marktes belastet. Der Shanghai Composite Index schloss den Monat mit einem Minus von 2,7 %.
An den Märkten für festverzinsliche Wertpapiere wiesen die Renditekurven im Laufe des Monats eine erhebliche Volatilität auf. Inflationserwartungen trieben die langfristigen Renditen zunächst in die Höhe, insbesondere nach den politischen Vorschlägen im Trump-Programm. Die Inflationszahlen für Dezember beruhigten jedoch die Anleger, so dass die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen mit 4,53 % leicht niedriger schloss. Im Gegensatz dazu beendete die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen den Monat höher bei 2,46 %. Auch die Rohstoffe hatten einen guten Start ins Jahr, der Roger Commodity Index stieg um 3 %. Gold verzeichnete einen beachtlichen Zuwachs von 6,6 % und setzte damit seinen Höhenflug fort. Auch der Ölpreis beendete den Monat mit einem Plus von 1,1 %.
Die europäischen Märkte haben zu Beginn des Jahres viele überrascht. Die Anleger haben sich von den US-Aktien abgewandt und sich auf europäische Unternehmen konzentriert, um von den erheblichen Bewertungslücken zu profitieren. Der Einbruch der US-Technologiewerte spielte bei diesem Kapitalzufluss ebenso eine wichtige Rolle wie Donald Trump‘s Engagement für eine schnelle Lösung des Konflikts in der Ukraine. Man darf jedoch nicht vergessen, dass es in Europa in den letzten 40 Jahren gelegentliche Erholungen gegeben hat, die jedoch oft nur von kurzer Dauer waren, insbesondere nach der globalen Finanzkrise. In der Tat haben die europäischen Aktienmärkte in den letzten Jahren eine unterdurchschnittliche Performance gezeigt und werden zu attraktiven Bewertungen gehandelt. Unserer Meinung nach spiegeln diese Bewertungslücken jedoch eine Reihe bedeutender Herausforderungen wider, die der alte Kontinent bewältigen muss, wenn er seine Attraktivität wiedererlangen will.
Obwohl Europa in bestimmten technologischen Bereichen führend ist, bleibt es aufgrund mehrerer Faktoren im Vergleich zu den USA und China zurück. Während es in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt und den erneuerbaren Energien führend ist, sieht es sich in Schlüsselbereichen wie der Cybersicherheit, der künstlichen Intelligenz und der Biotechnologie einem zunehmenden Wettbewerb ausgesetzt. Diese beiden Mächte haben einen klaren Vorteil bei der technologischen Innovation, der durch massive Investitionen in Forschung und Entwicklung über viele Jahre, einen viel reiferen Risikokapitalmarkt und eine solide Regierungspolitik unterstützt wird.
Quelle: Bloomberg/Heritage
In Europa gibt es zwar viele Forschungszentren und innovative Unternehmen, aber die Wettbewerbsfähigkeit bleibt eine grosse Herausforderung. Das Pro-Kopf-Einkommen ist 27 % niedriger als in den Vereinigten Staaten, und die Region kämpft damit, diesen Rückstand aufzuholen. Um mit diesen Giganten konkurrieren zu können, hat Europa keine andere Wahl als seine Investitionen in die Innovation zu verstärken. Eine engere Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten und die Entwicklung einer gemeinsamen Politik sind von entscheidender Bedeutung. Ausserdem müssen die öffentlichen und privaten Ausgaben für Innovation erhöht, Talente angezogen und der strategische Zugang zu den erforderlichen Materialien sichergestellt werden. Schließlich stellt die geringe Energieautarkie Europas eine erhebliche Schwachstelle dar. Obwohl Europa seine Einfuhren von russischem Gas seit dem Konflikt in der Ukraine reduziert hat, kompensiert es diesen Rückgang weitgehend durch Importe aus den Vereinigten Staaten, wodurch es Preisschwankungen und geopolitischen Risiken ausgesetzt ist.
Diese Energieabhängigkeit schwächt die Wettbewerbsfähigkeit Europas, sowohl wirtschaftlich als auch strategisch. Europa muss dieses Problem dringend angehen, indem es seine Energiequellen diversifiziert, in erneuerbare Energien investiert und lokale Alternativen entwickelt, um seine Position gegenüber den Vereinigten Staaten und China zu stärken. Angesichts des geringen Wirtschaftswachstums und des offensichtlichen Mangels an Wettbewerbsfähigkeit hat die Europäische Kommission Ende Januar 2025 eine neue Strategie zur Wiederbelebung der europäischen Wirtschaft vorgestellt. Diese Initiative mit dem Namen „Kompass für Wettbewerbsfähigkeit“ konzentriert sich auf drei Hauptbereiche: Innovation, Dekarbonisierung und Sicherheit, mit dem Ziel, Europa innerhalb der nächsten fünf Jahre wieder zu einem wichtigen Akteur auf der globalen Bühne zu machen. Die Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten machen es jedoch schwierig, dieses Ziel zu erreichen. Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten und China, die seit langem die strategische Bedeutung der neuen Technologien und der Innovation erkannt haben, kann Europa nur schwer mithalten. Diese beiden Mächte können in diesen Bereichen einseitig agieren, ohne sich einen ständigen Konsens sichern zu müssen, was ihnen einen erheblichen Vorteil verschafft.
Die europäischen Märkte sind zwar attraktiv, haben aber noch nicht den Wendepunkt erreicht, an dem sich ein langfristiger Trend abzeichnet. Die in den letzten Wochen zu beobachtende Rallye ist zwar gesund, aber es ist noch zu früh, um zu sagen, dass Europa den Schlüssel gefunden hat, um seine Lücke zu den amerikanischen und chinesischen Giganten zu schliessen.
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